Astron. Navigation ohne Horizont

Maritime Geschichte

Astronomische Navigation ohne Horizont

Zur Durchführung der astronomischen Standortbestimmung auf See wird ein Sextant benötigt, mit dem man den Höhenwinkel eines Gestirns (Sonne, Mond, Planeten, Fixsterne) in Bezug auf den sichtbaren Horizont (Kimm) einmisst. Dabei wird der Zeitpunkt der Messung sekundengenau festgehalten, wozu eine sehr genau gehende Uhr (Chronometer) an Bord vorhanden sein muss. Mit Hilfe des Nautischen Jahrbuches (Ephemeriden) und der Uhrzeit der Messung wird der der genaue Gestirnsbildpunkt auf der als Kugel angenommenden Erde ermittelt. Mit diesen Werten und einer auf See angenommenden Postion (Koppelort) wird die sphärische Entfernung (Zenitdistanz - 90° = Gestirnshöhe) und das Azimut (Peilung zum Gestirn) errrechnet und mit der Messung am Sextant vergliechen. Die Errechnung der Höhe und des Azimutes gestaltete sich als sehr zeitaufwendig, da entweder mit Logathismustafeln, später in den 60ziger 70ziger Jahren des letzten Jahrhunderts mit amerikanischen bzw. russischen Höhen- und Azimuttafeln gearbeitet werden musste. Ende der 70ziger Jahren wurde der Taschenrechner in die Navigation eingeführt, was die Höhen- und Azimutberechnung wesentlich erleichterte. Heute gibt es astronomische Rechenprogramme auf speziellen Rechnern, die die Aufgabe leicht erfüllen können. Weiter ist heute auch für den PC entsprechende Software verfügbar.

           In Anlehnung an die astronomische Navigation der Polynesier, die ohne Seekarte, Kompass und Uhr weitgehends zielsicher die Fahrt nach den Sternen durchführen konnten, ist dieser nachfolgende Beitrag entstanden. Für die astronomische Navigation muss unbedingt die Kimm sichtbar sein, sonst funktioniert die Höhenmessung nicht. Die polynesische Navigation benutzt ein Verfahren, bei dem auf die Sichtbarkeit der Kimm verzichtet werden kann. Es ist eine reine Navigation nach Erfahrungswerten, bei dem die Positionen der verschiedenen Sterne, auch untereinander bekannt sein müssen. Um den wissenschaftlichen Gehalt der Richtigkeit dieser Methode der "Navigation an der sich drehenden Himmelskugel" zubeweisen, wurde in den Berechnungen die sphärische Astronomie angewandt. Dem interesssierten Leser wird Schritt für Schritt erläutert, wie eine Vorausberechnung einer Hochseeroute unter Anwendung dieser Methode gelingt.


Wolfgang Kösling

NAVIGARE BERLIN


Quelle: Wolfgang Kösling Quellenverzeichnis Nr.: 11, 12, 13, 14, 18, 19, 20, 25